Kirchgemeindeversammlung vom 26.11.2019

Die fetten Jahre sind vorbei

Am 26.November fanden sich 56 Stimmberechtigte in der Kirche San Luzi in Zuoz zur Budgetversammlung der evangelisch-reformierten Kirche Oberengadin ein. Umrahmt von Orgelklängen von Angela Weisstanner und einer kurzen Besinnung von

Karin Last, Sozialdiakonin i.A., eröffnete der Präsident, Gian-Duri Ratti um 20 Uhr die Versammlung.

Der Finanzplan 2020-2024
Bereits nach einer viertel Stunde gings ans „Eingemachte“, als Kurt Fischer, der Ressortleiter Finanzen der Kirchgemeinde, den Finanzplan 2020-2024 vorstellte. Dieser dient dem Vorstand als Führungsinstrument, Entscheidungskompetenzen lassen sich daraus nicht ableiten. Fischer machte unmissverständlich klar, dass die Gemeinde in ein paar Jahren bankrott ist, wenn strukturelle Probleme nicht angegangen werden.
Bei der Präsentation des Budget 2020 wurden diese dargelegt: 78% der Ausgaben sind gebunden in erster Linie durch Personal- und Betriebskosten, 17% gehen für Unterhalt und Betrieb der Liegenschaften weg. Nur 5% der Ausgaben sind variabel. Diese werden für Veranstaltungen, Jugend- Konfirmanden- und Seniorenarbeit aufgewendet. Zusammenfassend stellte Kurt Fischer trocken fest: „Es hat zu viele Pfarrstellen und zu viele Liegenschaften“.
Ziel jeder Planung ist ein ausgeglichenes Budget. Die Eingaben der einzelnen Pfarrämter wurden mit den entsprechenden Ressortverantwortlichen durchgegangen. Die Kosten fürs kommende Jahr konnten dadurch um mehr als die Hälfte gesenkt werden, dennoch resultiert für das Budget 2020 ein Defizit von CHF 102'102.--.
Die Steuereinnahmen sinken seit 2017 jedes Jahr um rund CHF 50'000.--. Gründe dafür sind Kirchenaustritte und die rückläufige Einnahmen aus der Quellensteuer. Die Bautätigkeit im Engadin flaut ab, entsprechend weniger ausländische Arbeitskräfte entrichten eine Quellensteuer.


Investitionsbudget
Marius Hauenstein, der im Vorstand für die Liegenschaften der Kirchgemeinde verantwortlich ist, präsentierte das Investitionsbudget fürs kommende Jahr: Die Kirche San Andrea in Chamues-ch wird erst 2020 renoviert. Die Dachstuhlkonstruktion aus Holz muss überprüft werden. Da dafür die Kirche abgedeckt werden muss, eignet sich der Sommer aus naheliegenden Gründen dafür besser als der Winter. Die Gemeinde Silvaplana hat die Sanierungsarbeiten rund um die Kirche Sante Maria zurückgestellt. In der Folge verschob die Kirchgemeinde auch die Renovierungsarbeiten für das Kirchengebäude selbst auf das kommende Jahr. In Pontresina ist die Aufhängung der Glocken defekt, das Geläut muss also saniert werden. In St. Moritz-Bad lösen sich Steine vom Kirchturm und Platten vom Dach der englischen Kirche St. John. Auch hier besteht also dringender Handlungsbedarf.
Neben Personalkosten belasten Auslagen für das Heizen der Kirchen das Budget mit CHF 115'000.-- pro Jahr am meisten. Nicht zuletzt mit Blick auf den Klimawandel soll eine spezialisierte Firma Lösungen finden, wie das Heizen in den Kirchen optimiert und die Kosten dafür entsprechend gesenkt werden können. Insgesamt belaufen sich die geplanten Investitionen fürs kommende Jahr auf CHF 493'000.--


Abstimmungen
Angesichts der angespannten Finanzlage der Kirchgemeinde läge es nahe, den Steuerfuss anzuheben. Einsparungen sollen vorerst aber eine solide finanzielle Basis schaffen. Der Vorstand stellt deshalb den Antrag, den Steuerfuss nicht zu erhöhen. Alle Vorlagen des Vorstandes werden von der Versammlung ohne Gegenstimmen gutgeheissen:
Das Budget mit einem Defizit von CHF 102'102.-- und das Investitionsvolumen von CHF 493'000.--. Der Steuerfuss wird auf dem aktuellen Stand von 10.5% belassen.

Ersatzwahl in den Vorstand
Aus gesundheitlichen Gründen musste Miranda Küng nach drei Jahren im Vorstand von Refurmo zurücktreten. Der Kirchgemeindepräsident Gian Duri Ratti dankte ihr im Namen aller für die wertvolle Arbeit, die sie geleistet hatte und entliess sie mit den besten Wünschen für ihre Gesundheit in die Zukunft. Als Vertreterin der „Plaiv“, zu der die Gemeinden Bever, La Punt Chamues-ch, Madulain, Zuoz, S-chanf, Cinuos-chel und Susauna gehören, konnte Martina Godly-Marugg aus S-chanf gewonnen werden. Sie wurde unter Applaus einstimmig in den Vorstand gewählt.

Schluss
Der Präsident Gian Duri Ratti stellte abschliessend fest, dass die Kirchgemeinde allmählich zusammen wächst, gleichzeitig jeder Ort dennoch seine Einzigartigkeit bewahrt.

28.11.2019 Ester Mottini