Angeregt durch den Film wird im zweiten Teil des Abends in kleinen Gruppen über das Gehen im Schweigen diskutiert. Alleine wandern heisse, wie eine Besucherin meinte, in sich hinein hören, die Gedanken kreisen lassen und allmählich leer werden. Nach einer solchen Wanderung fühle sie sich jeweils frisch und erholt. Eine interessante Erkenntnis ergab sich in einer Gesprächsgruppe, wo über schweigende Meditationsveranstaltungen gesprochen wurde. Trotz Sprechverbot bildeten sich mit der Zeit Gruppen heraus. Das zeigt, wie wichtig die nonverbale Kommunikation im Umgang miteinander ist.
Die Klangschale beendet die Gespräche. Mit Zitaten und anderen Inputs wird anschliessend das Phänomen der Stille umkreist. Die Ausführungen lassen sich mit dem bekannten Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ zusammenfassen, das sich in ähnlicher Form auch in der Bibel findet (Ps. 141,3).
Die Verwandlung von Wein und Brot in Blut und Leib Christi steht im Zentrum jeder katholischen Messe. In einer jahrhundertealten Liturgie inszeniert die katholische Kirche dieses Mysterium immer wieder neu und spricht mit festlichen Prozessionen, prunkvollen Gewändern und Weihrauch verschiedene Sinne der Gläubigen an. Verglichen damit kommt ein traditioneller reformierter Gottesdienst, in dem das Wort Gottes im Mittelpunkt steht, eher nüchtern daher. Der aufklärerische Gedanke dahinter spricht vorab den Verstand der Gläubigen an.
Besondere Feiern wie der Filmgottesdienst möchten die Besucherinnen und Besucher nicht nur auf einer rationalen sondern auch auf einer emotionalen Ebene ansprechen. Rund 50 Neugierige haben sich an jenem Sonntag auf das Experiment eingelassen und wurden nicht enttäuscht. Dennoch hätten vielleicht weniger Impulse, die dafür in ihrer Tiefe ausgelotet worden wären, neue Erkenntnisse gebracht. Eine Blumendekoration nicht nur am Rande, sondern im Zentrum des Geschehens hätte zusammen mit Kerzen zur stimmungsvollen Atmosphäre im Kirchenraum beitragen können und Aufstehen zumindest zum Gebet wäre angemessen gewesen. Der Filmgottesdienst und insbesondere der Einbezug des Publikums war dennoch eine gelungene Möglichkeit, Gemeinschaft in einer neuen Form zu erleben. Die Anwesenden machten sich mit der Anregung auf den Weg, beim Wandern Augen und Ohren zu öffnen für die Wunder der Schöpfung.
Ester Mottini