Kirchgemeindeversammlung 24.11.2020 in Samedan

Wie jedes Jahr standen auch diesmal die Finanzen im Fokus der Novemberversammlung.

Defizit

Wie bereits in diesem Jahr geht auch das Budget für 2021 von einem Defizit aus: Auf knapp CHF 40‘000.-- wird der Ausgabenüberschuss für das folgende Jahr geschätzt. Für den Fehlbetrag verantwortlich sind schwindende Steuereinnahmen: Jedes Jahr treten rund 60 Personen aus der Kirche aus. Die Steuereinnahmen verringern sich dadurch jeweils um rund CHF 50‘000.--.

Demgegenüber bleibt die Ausgabenlast erhalten: 95% der Kosten sind gebundene Ausgaben, 78% davon fallen auf Löhne, 17% werden für Betrieb und Unterhalt der Liegenschaften gebraucht. Nur gerade 5% sind „variabel“. Mit ihnen werden Veranstaltungen finanziert sowie die Jugend- KonfirmandInnen- und Seniorenarbeit.

Anstelle von Kurt Fischer, dem Finanzverantwortlichen der Kirchgemeinde der krank war, präsentierte der Präsident, Gian Duri Ratti, das Budget für das kommende Jahr.

Einsparungen

Bei den variablen Ausgaben wurde jeder Posten auf sein Sparpotenzial hin durchleuchtet. Gian Duri Ratti betonte, dass Leistungen nicht gestrichen, wohl aber optimiert wurden: Das Magazin „Preschaint“ erscheint inskünftig vielleicht nicht mehr zweimal pro Jahr oder in einer anderen Form zugestellt. Einzig die Jugend- und SeniorInnenarbeit sowie Projekte von „GemeindeBilden“ werden von Kürzungen ausgenommen.

Im Einklang mit den Vorgaben der Landeskirche konnte auf der strukturellen Seite eine Pfarrstelle eingespart werden. Die Sozialdiakonie in Samedan wird ausserdem um die Hälfte reduziert. Karin Last, Sozialdiakonin in Ausbildung, erfüllt diese Aufgaben zusammen mit der neuen Pfarrperson in Samedan.

Investitionsbudget

Der Unterhalt der Kirchen ist ein grosses Thema. Im folgenden Jahr werden nur die dringendsten Arbeiten ausgeführt. Die wohl aufwändigste Aufgabe betrifft San Andrea in La Punt Chamues-ch: Die Dachbalken dieser Kirche waren durchgefault und mussten noch vor Einbruch des Winters ersetzt oder verstärkt werden. Allein die Kosten dafür schlagen mit CHF 108‘000.-- zu Buche.

Neben Sanierung und Unterhalt der Kirchen verschlingen allein Heizkosten mehr als CHF 100‘000.-- pro Jahr. Da die Kirchen unter Denkmalschutz stehen, ist der Einsatz von Sonnenkollektoren kaum möglich.

Die Kirchgemeinde hält Ausschau nach weiteren Finanzquellen für ihre Kirchen, langfristig wird sie aber nicht um eine Diskussion darüber herumkommen, was mit ihnen geschehen soll. So emotional das Thema auch ist, so werden die Mitglieder der Kirchgemeinde in den Prozess mit einbezogen, betont der Präsident Gian Duri Ratti.

Trotz des Ausgabenüberschusses wird das Budget von der Kirchgemeindeversammlung genehmigt.

 

Steuerfuss

Auch in diesem Jahr wird der Steuerfuss bei 10.5% belassen, der Präsident bereitet die Versammlung aber darauf vor, dass er im Jahr 2022 voraussichtlich um 2.5% steigen muss. Selbst danach würde, wie Gian Duri Ratti meint, unsere Kirchgemeinde mit 13% zu einer der steuergünstigsten Kirchgemeinden im Kanton gehören, liegt dort der Steuerfuss doch zwischen 17 und 18%. Ein Antrag, den Steuerfuss bereits 2021 anzuheben, wird von Versammlung verworfen.

 

Kirchenregion Bernina-Maloja

Bis anhin waren die sogenannten „Kolloquien“ das Bindeglied zwischen Kirchgemeinde und Landeskirche. Mit der neuen Kirchenverfassung werden diese durch „Kirchenregionen“ ersetzt. Neben „refurmo Oberengadin“ soll die „Kirchenregion Bernina-Maloja“ die reformierten Kirchgemeinden Puschlav, Brusio und Bergell umfassen.

Die Kirchgemeindeversammlung genehmigte einstimmig die Statuten der Kirchenregion Bernina-Maloja und war bereit, ihr am 1. Januar 2021 beizutreten. Insbesondere in der Jugend-, Senior*innenarbeit und im Bildungsbereich wird eine engere Zusammenarbeit zwischen den Kirchgemeinden angestrebt. Bei den Statuten handelt es sich indes - wie Gian Duri Ratti betonte - um „Kann-Formulierungen“ und nicht um ein „Muss“. Jeder Kirchgemeinde soll ihr Spielraum gelassen werden. Auf politischer Ebene sind ähnliche Diskussionen im Gange über einen Zusammenschluss der Regionen Maloja und Bernina.

Wie Pfarrer Helmut Heck in einer kurzen Besinnung zu Beginn der Versammlung feststellte, geht es im Zusammenleben darum, einander mit wohlwollendem Interesse zu begegnen.

 

Ester Mottini