Ein guter Stern, Seraina Pinggera

Beim Spazieren in der Nähe einer Kirche in Bever oder La Punt Chamues-ch kann es vorkommen, dass man eine junge Frau mit ihrem Hund antrifft, die einen Cowboyhut trägt und herzlich auf Romanisch grüsst.

Ja, Seraina Pinggera ist einheimisch, total einheimisch sogar, ausserdem herzlich und mit ihrem Cowboyhut unverwechselbar - bei festlichen Anlässen trägt sie ihre wunderschöne Engadinertracht, die sie in Ehren hält. Traditionen sind ihr wichtig, Traditionen und der Kontakt zu den Leuten im Dorf. Gästen, die die Kirche besichtigen, erzählt sie gerne etwas darüber und nimmt sich Zeit für Gespräche mit Einheimischen, die sie antrifft. Sie sei, wie sie sagt, der gute Stern im Hintergrund, hilft wo sie kann und ist gerne da für alle, die sie brauchen. In Bever aufgewachsen amtet sie ab 1. Oktober 2021 in diesem Dorf sowie in La Punt Chamues-ch in der Nachfolge von Max Kessler als Sigristin. Sie hofft, auch in La Punt Chamues-ch tragende Beziehungen zu den Leuten aufbauen zu können, wie sie sie in Bever hat. Die offene Art, in der sie auf Leute zugeht, dürfte das nicht schwer machen.

Gemeinschaft fördern

Seraina Pinggera arbeitet nicht nur als Sigristin sondern engagiert sich auch in der Altersarbeit. Zusammen mit Sozialdiakonin Karin Last stellt sie ein Jahresprogramm zusammen, das jeden Monat  Seniorinnen und Senioren zu einem Anlass einlädt. Eine Herzensangelegenheit sind Seraina Pinggera generationenübergreifende Aktivitäten: Einmal im Jahr treffen sich Kinder von der Scoulina bis zur sechsten Primarklasse mit ältere Dorfbewohnerinnen und -bewohner in Bever zu einem Spielnachmittag. Je nach Lust und körperlichen Möglichkeiten wird  zusammen Pingpong oder gar Basketball gespielt oder Jung und Alt knobeln an einem Tisch gemeinsam über einem Gesellschaftsspiel. Diese Anlässe, ist Seraina Pinggera überzeugt, fördern das gegenseitige Verständnis zwischen den Generationen und helfen ganz nebenbei jungen Familien, sich im Ort zu integrieren.
Keine „schweren“ Themen wie Demenzerkrankungen oder andere Defizite stehen an diesen Nachmittagen an, erklärt Seraina Pinggera das Konzept, sondern älteren Mitmenschen einfach ein paar heitere Stunden in netter Gesellschaft zu gönnen, darum gehe es.

Aus den Reihen der Seniorinnen und Senioren selber kommen immer wieder interessante Beiträge: So weckte der Film eines Pensionärs, der ein begeisterter Hobbyfilmer ist, über den Lawinenwinter von 1972 lebhafte Erinnerungen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern und Leute, die seit Jahrzehnten am selben Ort wohnten, kamen miteinander ins Gespräch. So wachsen Gemeinschaft und Lebensfreude.

Die Arbeit mit älteren Menschen ist stark lokal geprägt. Seraina Pinggera würde sich wünschen, dass sich daneben auch einzelne regionale Projekte wie z.B. ein Lottonachmittag realisieren liessen.

Ester Mottini