Thomas Maurer, Pfarrer in Pontresina und Celerina

Kontinuität und Verlässlichkeit

Thomas Maurer ist in Basel aufgewachsen, wo er nach Auslandaufenthalten in Göttingen und Montpellier das Theologiestudium abgeschlossen hat. Seine berufliche Laufbahn führte ihn anschliessend in die Kantone Solothurn und Zürich, wo er die Gemeinden Knonau und Wangen-Brüttisellen betreute, bevor er im August des vergangenen Jahres die Pfarrstelle in Celerina und Pontresina antrat. Bis zu seiner Aufnahme in die Synode ist er, wie im Kanton Graubünden üblich, vorerst als „Provisor“ angestellt.

Obwohl im vergangenen Jahr das öffentliche Leben wegen Corona eingeschränkt war, scheint Thomas Maurer sich inzwischen gut eingelebt zu haben. Er wohnt in einer Partnerschaft in Celerina, ist dort der Theatergruppe beigetreten, fährt gerne Ski, kennt sich in der Gastronomie aus, liebt Musik und treibt mit privaten Romanischlektionen auch seine sprachliche Integration voran.

Die Situation rund um die Pandemie hat sich einigermassen beruhigt und so macht sich Thomas Maurer daran, mit Ideen für Anlässe und Projekte das Gemeindeleben auferstehen zu lassen. Insbesondere die Jugendarbeit liegt ihm am Herzen.

Das Wirken in einer so weitläufigen Gemeinde wie refurmo gefällt dem neuen Pfarrer, ein zentraler Aspekt darf dabei allerdings, wie er im Gespräch betont, nicht vergessen gehen: Die Kirchgemeinde lebt von den Menschen in den Dörfern, diese prägen und formen die Gemeinschaft. Zusammen mit den Pfarrkollegen und der Pfarrkollegin der Kirchgemeinde wird deshalb sorgfältig geprüft, welcher Anlass für das einzelne Dorf, welcher für einen der drei Kreise „Seen, Mitte, Plaiv" oder welcher in der Region fürs ganze Oberengadin angeboten werden soll.

Auf diese Weise wird die Kirchgemeinde, davon ist Thomas Maurer überzeugt, langsam aber stetig zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammenwachsen mit einem ausgewogenen Angebot für Einheimische und Zweitwohnungsbesitzende ebenso wie für Touristinnen und Touristen vor Ort.

Celerina und Pontresina haben in den letzten Jahren in kurzer Folge Wechsel im Pfarramt erlebt. Hier versucht Pfarrer Maurer, Stabilität und Kontinuität zu vermitteln. Vertraute Traditionen sollen gepflegt und weitergeführt werden, gleichzeitig möchte Thomas Maurer neue Impulse geben, die die Kirchgemeinde zu einem lebendigen Ort für Menschen macht, die im christlichen Glauben miteinander verbunden sind.

Als Armeeseelsorger zwischen Krieg und Frieden

Auf die Frage, was ihn zuletzt tief bewegt habe, kommt Thomas Maurer auf die Kriegsgräuel in der Ukraine zu sprechen. Die Bilder aus Butscha, die weltweit Entsetzen ausgelöst haben, haben auch den Pfarrer schockiert. Nicht zuletzt auf dem Hintergrund dieses Krieges verdient das Engagement von Thomas Maurer als Armeeseelsorger nähere Betrachtung: „Jesus war ein Pazifist“, davon ist Pfarrer Maurer überzeugt, er selber aber sei keiner, gesteht er.
Im Zusammenhang mit Kriegen stellen sich in der Tat grosse ethische Fragen und als Armeeseelsorger steht Thomas Maurer vor einem Dilemma, auf das es, wie er sagt, die eine richtige Antwort nicht gibt. Die jüngsten Gräuel in der Ukraine belegen einmal mehr, wozu Menschen fähig sind, welche Abgründe in ihnen schlummern. Die Welt ist nicht heil, vor dieser Tatsache lassen sich die Augen nicht verschliessen. Angriffskriege sind, wie Pfarrer Maurer betont, in jedem Fall abzulehnen, als letztes Mittel der Verteidigung kann ein Krieg aber helfen, Frieden und die gerechte Ordnung wiederherzustellen.

Als Armeeseelsorger ist Thomas Maurer seinem Gewissen verpflichtet und untersteht wie im zivilen Leben dem Amtsgeheimnis. Im Auftrag der Landeskirche versieht er seinen Dienst in der Kaserne in S-chanf, wo er Männer zwischen 20 und 55 Jahren betreut, ein Segment von Menschen, das im zivilen Leben selten den Weg in eine konventionelle Sonntagspredigt findet. Armeeangehörige begrüssen das Seelsorgeangebot. Sie sind ausserhalb ihres gewohnten Umfelds, haben kaum Ablenkung und Zeit zum Nachdenken. Da ist es gut, jemanden zu haben, mit dem sie über alles reden können. Faszinierend findet Thomas Maurer, dass er Kontakte vom einfachen Rekruten bis zum Divisionär hat und ein Beziehungsnetz quer durch alle Gesellschaftsschichten knüpfen konnte. Ein Vertrauensverhältnis möchte der neue Pfarrer auch zu den Mitgliedern der Kirchgemeinde aufbauen und freut sich, wenn er angesprochen wird.

Ester Mottini