Eine begnadete Musikerin geht

Nach drei Jahren verlässt die Organistin in Celerina, Jutta Kneule, das Engadin wieder Richtung Deutschland. Ab September 2022 erwartet sie in Bad Wörishofen in Bayern eine grosse Orgel, auf der sie Konzertreihen spielen kann und Chöre, die sie leiten wird.

 

Ursprünglich stammt Jutta Kneule aus Stuttgart, in Tübingen hat sie das Kirchenmusikdiplom erlangt und anschliessend eine Assistenzstelle am Münster in Ulm bekleidet bevor sie in Willingen in Hessen als Kantorin gewirkt hat. Das Engadin kannte Jutta Kneule bereits von früher. Nach dem Abitur hatte sie als Praktikantin im Silserhof gearbeitet und nebenbei beim damaligen Organisten in St. Moritz, Hansjürg Stalder, Orgelunterricht genossen. Als Abschlussarbeit ihrer Musikausbildung beschrieb sie die verschiedenen Orgelinstrumente im Engadin.

Nach fünfzehn Jahren in Willingen schlug die Musikerin ein neues Kapitel in ihrem Leben auf und kehrte in den Silserhof im Engadin zurück. Bald schon gesellten sich Orgeldienste in Celerina und anderen Orten von refurmo dazu.

Eine vielseitige Gastgeberin

So radikal der Wechsel als Organistin und Chorleiterin in Deutschland zur Gästebetreuerin in einem Hotel im Engadin auch scheinen mag, kristallisierten sich im Gespräch erstaunliche Parallelen heraus, geht es doch in beiden Tätigkeiten nicht zuletzt um Gastfreundschaft und die Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen. Hier verfolgt der Silserhof ein besonderes Konzept. Das Gästehaus gehört der evangelischen Landeskirche von Baden-Württemberg, führt Menschen zusammen und ermöglicht das Knüpfen von Kontakte unter den Gästen. Im Haus sprach sich der musikalische Hintergrund der neuen Angestellten herum und schon bald studierte Jutta Kneule mit einem ad hoc Chor das Halleluja aus dem Messias von Georg Friedrich Händel ein in einer Themenwoche mit dem Titel „Sternstunden“.

Eine neue berufliche Perspektive

Neben der Vollzeitstelle im Silserhof und den Engagements als Organistin blieb Jutta Kneule kaum Zeit, das Engadin in Wanderungen zu erkunden, dennoch empfand sie das Leben hier als bereichernd: Der Silserhof ermöglichte es ihr, ihre Fähigkeiten als Gastgeberin weiter zu entwickeln und die persönlichen Kontakte, die sie in der Kirchgemeinde knüpfte, werden ihr fehlen. Imponiert haben ihr hier die direktdemokratischen Instrumente, die den Mitgliedern ein starkes Mitbestimmungsrecht in der Kirchgemeindeversammlung einräumen und die es in Deutschland nicht gibt.

Für die Kirchgemeinde bedeutet der Weggang von Jutta Kneule in mehrerer Hinsicht ein grosser Verlust. In ihrer zurückhaltenden Art strahlte sie eine natürliche Heiterkeit aus, die den Umgang sehr angenehm machte. Mit ihrem Orgelspiel nahm sie die Kirchenbesucherinnen und -besucher in die wunderbare Welt der Musik mit und hüllte den Gottesdiensten in eine tragende Atmosphäre, was die Bedeutung der Kirchenmusik für die Verkündigung hervorhebt.  

Jutta Kneule hinterlässt leuchtende Spuren im Engadin, die besten Wünsche begleiten sie auf ihrem weiteren Lebensweg.

Ester Mottini